Bodo Kirchhoff, Deutscher Buchpreis 2016: Widerfahrnis
Bodo Kirchhoff erhält den Deutschen Buchpreis 2016 für seinen Roman
„Widerfahrnis“, Frankfurter Verlagsanstalt.
Gewonnen hat die Eleganz in einer Zeit, in der Rohheit, Beschimpfung und Pöbelei salonfähig geworden sind. Vielen Dank für diesen Preis an Kirchhoff!
Die Begründung der Jury des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels lautet:
„Bodo Kirchhoff erzählt vom unerhörten Aufbruch zweier Menschen, die kein Ziel, nur eine Richtung haben – den Süden. Es treibt sie die alte Sehnsucht nach der Liebe, nach Rotwein, Italien, einem späten Abenteuer. Als sie eine junge Streunerin auflesen, begegnen sie den elementaren Themen ihrer Vergangenheit wieder: Verlust, Elternschaft, radikaler Neuanfang. Kirchhoff gelingt es, in einem dichten Erzählgeflecht die großen Motive seines literarischen Werks auf kleinem Raum zu verhandeln. Gleichzeitig erzählt er von unserer Gegenwart und davon, wie zwei melancholische Glückssucher den Menschen begegnen, die in der Jetztzeit den umgekehrten Weg von Süden nach Norden antreten. Kirchhoffs „Widerfahrnis“ ist ein vielschichtiger Text, der auf meisterhafte Weise existentielle Fragen des Privaten und des Politischen miteinander verwebt und den Leser ins Offene entlässt.“
Mehr über den Deutschen Buchpreis und den Börsenverein des Deutschen Buchhandels finden sie hier.
Und: Lesen Sie nicht nur über Bodo Kirchhoff, lesen Sie sein Buch;-)
Hier ein kurzer Auszug:
„(…) Könnten wir das Fenster wieder schließen? Er warf die Zigarette in den Schnee und wollte eine Hand auf den Fenstergriff legen, aber da lag schon ihre Hand, er konnte seine kaum noch wegziehen, und wie unter dem Druck dieser Nähe sagte er, Sie hieß Christine. Und in dem Sommer – er wollte innehalten, aber war schon etwas zu weit gegangen in dem Satz -, da war sie schwanger, nicht ganz im dritten Monat.
Und trennt man sich deshalb?
Nein, aber wir hatten an dem Abend beschlossen, das Kind nicht zu wollen. Es passte weder in ihr noch in mein leben.
So etwas kann man einfach beschließen?
Ja. Mit zwei zu null Stimmen, das Kind konnte ja nicht Miteintscheiden. (…)“